
Hey Leute, mein Name ist Hannes Puman und ich bin ein Kletterer aus Schweden. Im Moment verbringe ich meine ganze Zeit mit Klettern und Training oder mache Dinge, die sich um das Klettern drehen. Im Moment ist es genau so, wie ich es will!
Alles begann, als ich etwa acht oder neun Jahre alt war. Ich habe das Klettern zum ersten Mal in meiner örtlichen Kletterhalle ausprobiert. Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, aber meine Eltern haben mir erzählt, dass ich im ersten Jahr nur an den oberen Seilwänden auf denselben Routen hoch und runter geklettert bin. Meine Mutter wundert sich immer noch, dass ich mich nicht gelangweilt habe. Ich lernte ein paar Kletterer in meinem Alter kennen und wir fingen an, zusammen zu klettern. Wir waren drei Jungs und ein Mädchen und wir kletterten, spielten und machten eine Menge Seilschwünge – wir hatten einfach eine Menge Spaß. Meine Kumpels Max und Niklas kletterten schon länger als ich und sie hatten schon eine Weile Wettkämpfe bestritten. Natürlich wollten Sie, dass ich mit ihnen zusammen zu einem Wettkampf gehe, aber damals war ich nicht sehr interessiert. Ich war glücklich mit dem, was ich hatte – Klettern in der Halle und manchmal auch draußen.
Irgendwie bin ich dann doch mit ihnen und unseren Eltern zu Wettkämpfen gegangen, wir haben an regionalen, nationalen und nordischen Wettkämpfen teilgenommen. Durch Schweden und Skandinavien zu reisen, um zu klettern, hat wirklich Spaß gemacht!


Von meinem Bruder lernen
Ich habe einen Bruder, Kalle. Als wir jung waren, hat er auch viel Zeit mit Sport verbracht. Seine Auswahl war allerdings ein bisschen anders; er war tief in der Kunst des Bogenschießens versunken. Er war ziemlich talentiert, und als er an der schwedischen Jugendmeisterschaft als seinem ersten Wettbewerb teilnahm, gewann er ihn mit Leichtigkeit. Er nahm viele Jahre lang an Wettkämpfen teil, brach viele alte schwedische Rekorde und holte mehrere Medaillen bei Jugendweltmeisterschaften und Jugendeuropameisterschaften. Ich glaube nicht, dass er jemals ein schlechtes Ergebnis hatte. Als jüngerer Bruder vergleicht man sich natürlich mit seinem älteren Geschwisterchen. Da ich zwei Jahre jünger bin als Kalle, war es für mich nicht einfach mit der persönlichen Entwicklung und dem Leben im Allgemeinen mitzuhalten. Es war auch nicht einfach, mit seinen großartigen Leistungen als Sportler mitzuhalten. Aber ich war fest entschlossen, es zu versuchen. Man konnte deutlich seine Hingabe sehen und dass er sich viel Mühe gab, seine Fähigkeiten zu verbessern. Ich konnte viele Dinge von ihm lernen, obwohl er in einer ganz anderen Sportart antrat. Ich erinnere mich daran, wie er immer am Schießen war, jeden Tag schoss, kleine Änderungen an seinem Bogen vornahm, immer trainierte und immer gewann. Ich habe das Privileg, mit Kalle aufgewachsen zu sein, der mir den Weg gezeigt hat und was möglich ist.
Der Aufstieg in die Weltelite
Als ich 13 Jahre alt wurde, durfte ich nach Edinburgh in Schottland reisen und mit dem schwedischen Juniorenteam an meinem ersten European Youth Cup teilnehmen. Zu der Zeit hatte ich bereits die schwedische Meisterschaft und die nordische Meisterschaft für Junioren im Lead und Bouldern gewonnen. Ich dachte, dass dies ein natürlicher nächster Schritt bei den Wettkämpfen wäre und erwartete, dass ich mich gut schlagen würde. Ich lag jedoch völlig falsch und landete am Ende des Felds. Meine Schlussfolgerung aus diesem Wettkampf war, dass ich im Vergleich zu diesen erstaunlichen Kletterern schrecklich war. Es gab nur eine offensichtliche Sache zu tun, und das war, besser zu werden. Ich nahm mir vor, stärker zu werden und meine Kletterfähigkeiten zu verbessern, und die derzeitigen Trainer des schwedischen Juniorenteams, Nicki Horak und Timo Kero, halfen mir bei der Planung meines Trainings.
Ein Jahr nach diesem harten Tag war ich wieder in Edinburgh. Ich war mir nicht sicher, was mich erwarten würde. Zu meiner Überraschung schaffte ich es in mein erstes Finale bei einer Jugendeuropameisterschaft, ich lag nach der Qualifikation in Führung und wurde im Finale Zweiter. Im Jahr darauf gewann ich sogar die Jugendeuropameisterschaft und wiederum ein Jahr später die Jugendweltmeisterschaft. Das waren wirklich glückliche Zeiten!


Gemeinsam klettern macht Spaß –unabhängig vom Alter oder Geschlecht
Zu dieser Zeit hatten meine Trainingspartner Max und Niklas aufgehört zu klettern und ich wollte nicht mehr von meinen Eltern gesichert werden, also trainierte ich jetzt meistens mit Katrin – einem anderen Mitglied des Juniorenteams. Katrin war eine der besten Trainingspartnerinnen, die ich je hatte, sie hat mich immer unterstützt und egal wie lange oder welche Art von Training wir gemacht haben, wir taten es immer mit voller Energie und das Motto hieß: Vollgas! Außerdem durfte ich nun zusätzlich mit den alten Hasen des Klettervereins draußen klettern. Wir hatten viel Spaß bei Ausflügen oder beim Finden, Putzen und Eröffnen neuer Linien rund um unsere Heimat. Trotz unseres großen Altersunterschieds ließen sie mich immer mitmachen. Sie führten mich in eine ganz neue Welt ein: das Outdoor-Klettern. Und das hatte einen wichtigen Einfluss auf meine Kletterkarriere und mein persönliches Leben.
Ein neues Murmeltier grüßt aus Schweden
Nach den glücklichen Zeiten während meiner Jugend wurde ich 2017 Senior und trat bei Herren-Wettkämpfen an. Das war auch das Jahr, als ich der Marmot-Familie beitrat – die glücklichen Zeiten gingen also weiter. Aber der Unterschied der Leistungsniveaus war und ist wirklich riesig. Zum Glück hatte ich schon an ein paar Weltcups teilgenommen, seit ich 16 Jahre alt wurde – dem Alter, ab dem man offiziell mit Erwachsenen konkurrieren darf. Ich wusste, was auf mich zukommt…und der Übergang würde eine gute Herausforderung sein!
Als ich mit der Schule fertig war, nahm ich mir ein Jahr Auszeit, bevor ich anfing, an der Universität zu studieren. Es war ein wunderbares Jahr voller Reisen, Abenteuer, Trainings und natürlich Klettern. Nach diesem Jahr zog ich nach Göteborg an der Westküste Schwedens, um mit dem Studium zu beginnen. Aber vor allem tat ich dies aufgrund der besseren Klettermöglichkeiten, sowohl indoor als auch outdoor. Ich begann meinen Masterstudiengang in Physik und Chemie.
Der Umzug in eine neue Stadt und die Kombination aus Vollzeitstudium, Weltcup-Reisen, Trainings und Klettern im Freien war manchmal anstrengend. Dieses erste Jahr war lehrreich, es gab mir eine andere Perspektive auf das Leben. Ich erkannte, dass all diese Aktivitäten auf Kosten meines Kletterns gingen. Ich fing an das Studium auf 50% zu reduzieren, was sich besser und wie eine ausgeglichenere Lebensweise anfühlte. In meiner jetzigen Situation bin ich ziemlich frei und meine Universität (Chalmers University) unterstützt mich, indem sie mir erlaubt, in meinem eigenen Tempo zu studieren.


Leidenschaft und Glück
Der Weg zu meiner jetzigen Situation war zeitweise frustrierend und kann es immer noch sein. Die größte Herausforderung ist weder das Klettern selbst noch die Motivation für das Training. Ich freue mich immer auf das Klettern und auf das Training! Tatsächlich sind es vor allem das Budget eines Studenten, dass einem die Reisen um die Welt nicht gerade erleichtert und die darauffolgenden suboptimale Trainingsbedingungen – diese Herausforderungen gilt es zu meistern. Als Einzelperson ist es nicht einfach, optimale Trainingsbedingungen zu schaffen. Manchmal kann man ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit entwickeln, wenn man gegen die Besten der Welt antritt und sich nicht so gut vorbereiten kann, wie sie es können. Für mich war und ist es jedoch wichtig, das Beste aus der Situation zu machen und mich auf meine Chancen zu konzentrieren. Wenn man von negativen Gedanken eingeholt wird, ist es gut, sich daran zu erinnern, was am wichtigsten ist. Für mich ist es das Klettern ansich, das mir innere Ruhe und Glückseligkeit spendet. Meine Motivation hier kommt aus purer Leidenschaft und der Liebe zum Klettersport.
Anfang des Sommers wurde ich nun sogar Teil des schwedischen Olympiateams. Wir stehen in engem Dialog und sie unterstützen mich in geeigneter Weise mit Trainingsbedingungen, Trainingsplanung, Trainingslagern, Physiotherapie, Ernährungsberatung und wirtschaftlichem Support. Seit ich mit dem Klettern begonnen habe, wollte ich immer nur klettern. Ich bin wirklich dankbar und glücklich, dass ich diese Möglichkeiten nun habe. Ich kann meinen Traum leben mit der Unterstützung des Olympiateams und Marmot. Ich könnte mir nichts Besseres wünschen.
